{ Preisträgerin 2022: Elizabeth Strout }

Die Siegfried Lenz Stiftung ehrt mit Elizabeth Strout, 1956 in Portland, Maine, geboren, eine herausragende Erzählerin, die es versteht, mit wenigen Strichen das Panorama von Kleinstädten mit all ihren provinziellen Beschränkungen zu entfalten. Auf denkbar knappe Weise bündelt Strout menschliche Verhaltensweisen. Sie zeigt die Niedertracht und die Hilflosigkeit ihrer Akteure; sie zeigt deren Sprachlosigkeit und Traurigkeit darüber, was im Leben verpasst wurde. Gleichzeitig mischen die Romane Humor und Tragik und lassen allen Schicksalsschlägen zum Trotz jene Glücksmomente aufblitzen, die das Leben zu meistern helfen.

In Büchern wie „Mit Blick aufs Meer“ (2009 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet), „Die Unmöglichkeit der Liebe“ oder „Alles ist möglich“ schafft Strout unvergessliche Charaktere wie die Lehrerin Olive Kitteridge und erzählt von Sehnsüchten und Erwartungen, die das Leben selten zu erfüllen vermag. Wie Strouts Figuren im Hier und Jetzt handeln, erklärt sich nicht selten aus dem, was sie in früheren Lebensphasen durchzumachen hatten. 

Der Siegfried Lenz Preis würdigt so eine Autorin, deren Texte ungemein kunstvoll gebaut sind, die Genregrenzen zwischen Roman und Erzählung verwischen, von großer Humanität zeugen und in ihren wechselnden Perspektiven davon erzählen, welche Widerstandkraft die Einzelnen zu entwickeln vermögen, wenn sie gegen die Zumutungen des Lebens aufbegehren.

Foto oben: © Leonardo Cendamo