{ Preisträger 2016 }

Die Jury des Siegfried Lenz Preis ehrt mit Julian Barnes einen der herausragenden europäischen Erzähler und Essayisten. Der 1946 in Leicester geborene Autor versteht es, in seinen Romanen Elemente der Moderne und Postmoderne auf raffinierte Weise miteinander zu verknüpfen.

Barnes‘ Werk greift wie in England, England (1998) Diskussionen der Kultur- und Literaturtheorie auf und fragt danach, wie sich Erinnerung für den Einzelnen und für die Gesellschaft konstituiert. In brillanten Romanen wie Flauberts Papagei (1984) oder Arthur & George (2005) schöpft er aus dem Fundus der europäischen Literatur des 19. Jahrhunderts. So eindrücklich seine Bücher von satirischen und ironischen Tonlagen geprägt sind, so unmittelbar stellt er sich in die Tradition eines Erzählens, das essentielle Lebensfragen der Menschen verhandelt. Beispielhaft gelingt Barnes das in seinem Essay über den Tod Nichts, was man fürchten müsste (2008) und in seinem 2011 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman Vom Ende einer Geschichte, der am Beispiel seines Protagonisten Tony Webster um Vergessen und Schuld kreist und sich durch eine ergreifende Wahrhaftigkeit auszeichnet. Im Februar 2017 erscheint Barnes’ neuer Roman Der Lärm der Zeit über den Komponisten Dmitri Schostakowitsch.

Julian Barnes hat den Siegfried Lenz Preis am 11. November 2016 persönlich im Hamburger Rathaus entgegen genommen.